Ich erinnere mich noch ganz genau: Ich war 15, als ich zum ersten Mal eine Rueda-Präsentation in meiner Salsa-Cuban-Tanzschule gesehen habe. Meine Lehrer machten danach sogar einen Flashmob in einem großen Einkaufszentrum – und ich war einfach nur begeistert! Ich wusste sofort: Da will ich mitmachen!
Damals fuhr ich mit meinem Tanzpartner regelmäßig nach Budapest, anderthalb Stunden einfache Strecke. Ich war im ersten Jahr vor dem Abitur, wohnte im Studentenheim, musste mir für jedes Training Unterschriften von Lehrern holen, um zu beweisen, dass meine Noten nicht schlechter wurden und dass ich später als Mitternacht nach dem ShowTraining und lange Fahrt noch ins Gebäude rein darf. Und trotzdem – oder gerade deswegen – habe ich das durchgezogen.
Als ich später nach Deutschland zog, lernte ich meine Salsa-Lehrerin Maria Christina aus Kuba kennen, die eine kleine Show für ein Open-Air-Event organisierte. Und da war es wieder – dieses Gefühl: Ich will meine eigene Show. Nicht aus Eitelkeit. Sondern weil ich wusste: Ich will auf die Bühne. Ich will wachsen. Das Video mit dem Ladies ist schon über zehn Jahre auf YouTube – und ja, ich muss schmunzeln, wenn ich daran zurückdenke. Bewegungen etwas zu groß, Ausdruck ein bisschen wild – aber hey, das war ich.
https://www.facebook.com/watch/?v=10153570328532074&rdid=jmVKJhnpjf3WLXNG
Dann kam das nächste Kapitel in 2016: ein reines Bachata-Ladies-Team in München. Ich wohnte damals in Passau und fuhr jedes Wochenende mit dem Bayern-Ticket drei Stunden hin – und drei Stunden zurück. Im Zug lernte ich für Prüfungen, aß meine mitgebrachten Snacks und träumte davon, irgendwann selbst Teams zu leiten.
Seit 2018 leite ich Tanzteams.
Ich durfte Erfahrungen in Spanien, Frankreich und Argentinien sammeln – und mein größtes Team hatte ich kurz vor der Pandemie mit der Choreo von Nahir.
Dann kam der Bruch mit der Einschränkungen von 2020-2022.
Wie viele andere auch, hat uns Corona als Tanzcommunity stark getroffen.
Trainingsräume wurden geschlossen, Gruppen lösten sich auf, Projekte zerfielen.
Ich selbst bin sogar nach Spanien umgezogen – und stand plötzlich wieder bei null als ich zurückkam.
Madrid – meine intensivste Tanzzeit
Während meiner Erasmus-Zeit in Madrid war ich gleichzeitig bei drei verschiedenen Tanzcompanies. Und ja – das war kein Spaziergang.
Die Salsa-Company von Eyvind und Daniel hatte samstags schon um 9 Uhr morgens Training. Ich saß also früh in der Metro – während andere gerade von den Partys nach Hause kamen. Ich war bei keiner einzigen Erasmus-Party dabei. Ich war nicht dort, um zu feiern. Ich war dort, um zu tanzen, zu lernen, zu wachsen. Und ich habe mich voll und ganz auf das Training konzentriert.
Natürlich war ich auch zwei Jahre lang bei Marco und Sara, ein echtes Geschenk – so viel Feingefühl, Technik und Leidenschaft. Und auch kurzzeitig beim Showteam von Carlos und Paz – eine super spannende Erfahrung. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Drei Companies plus Uni? Das geht nicht. Und so schwer es mir fiel – ich musste Prioritäten setzen und das Team von Carlos und Paz wieder verlassen.



Was dir eine Choreogruppe wirklich gibt
Wenn du bei einem Showteam mitmachst, nur um dich „zu zeigen“, dann verpasst du das Beste daran.
Was du in so einer Gruppe findest, ist einzigartig:
- ein Umfeld, das dich motiviert
- eine Mentalität, die auf Commitment, Pünktlichkeit, Disziplin und Teamgeist baut
- ein Lebensstil, der dich automatisch auf ein neues Level bringt – körperlich und mental
Du fängst an, anders auf deinen Körper zu achten. Nicht wegen einer Diät, sondern weil du spürst, dass du mehr leisten kannst, wenn du gut schläfst, dich nährst, dich bewegst. Du lernst, deinen Tag besser zu strukturieren. Du wirst nicht nur Tänzerin – du wirst Athletin.
Klar, die Frage mit dem Alkoholkonsum in der Szene ist ein Thema für sich (das nehme ich mir für einen anderen Beitrag vor). Und ja, am Anfang schaut es auf den Videos oft noch nicht perfekt aus. Manche sagen: „Ich will keine Show tanzen – ich bin noch nicht bereit.“ Aber ich verspreche dir: Diese kleinen Auftritte, die Fotoshootings, die gemeinsamen Momente – sie werden später unbezahlbar. Manchmal wünschte ich, ich könnte die Zeit zurückdrehen und nochmal dabei sein.
Und was das Geld betrifft: Ja, Showtrainings kosten. Ich habe als Studentin manchmal lieber auf meinen Wocheneinkauf verzichtet, nur um die Tanzstunden zahlen zu können. Für mich war das nie eine Frage. Ich wusste einfach: Diese Stunden sind es wert. Und das ist es, was ich mitgeben möchte: Wenn du die Möglichkeit hast, Teil eines Choreoteams zu sein – mach es. Nicht wegen der Bühne. Sondern wegen dem Weg dorthin.



